Kultur Blog
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- Geschrieben von: Anna Grillet -
Paris, 1898, der Regen prasselt auf die Tische des Straßencafés, nur ein älterer, etwas verwahrloster Mann sitzt draußen, geduldig darauf hoffend, dass noch jemand vorbeikommt, ihm einen Drink spendiert. Es ist Oscar Wilde (Rupert Everett). Vorbei die Zeit grandioser Triumphe und grenzenloser Bewunderung, der einst umjubelte irische Schriftsteller ist nach Zuchthaus und Zwangsarbeit ein innerlich gebrochener Mann, auch wenn er es hinter seinem Zynismus zu verstecken versucht.
Wo die Filme anderer Regisseure über den Liebling des viktorianischen Bürgertums enden, genau dort setzt Rupert Everett mit „The Happy Prince” an. Lange und oft verzweifelt hat er für die Realisierung dieses Projekts gekämpft, inszeniert nun die letzten Lebensjahre des schwulen Künstlers als leidenschaftliches Porträt eines verfemten Außenseiters auf der Suche nach Erlösung.
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- Geschrieben von: Claus Friede -
Eine kleine, aber feine Ausstellung ist im Lettischen Architekturmuseum in der Altstadt von Riga zu sehen. Gezeigt werden Arbeiten, Zeichnungen und Modelle des Architektenehepaars Edgars und Aina Šēnbergi (dt.: Edgar und Aina Schönberg) die Ende der 1950er- bis Ende der 1980er-Jahre, also während der Sowjetzeit, entstanden sind.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -
Unsere Bilderflut ist apokalyptisch: Jede Minute 500 Stunden Video auf YouTube, 450.000 Tweets auf Twitter. Nicht alles was hochgeladen wird, bleibt. Die Silicon-Valley-Konzerne entscheiden über Kriterien und Vorgaben, die Arbeit selbst wird an Dienstleistungsunternehmen fern der Heimat delegiert.
Der Dokumentarfilm „The Cleaners” enthüllt die geheimen Praktiken des weltweit größten Outsourcing-Standorts für Content-Moderation in Manila. Hier arbeiten zehntausende von Menschen, globalen Putzkolonnen gleich, im Auftrag von Facebook, Instagram & Co.
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- Geschrieben von: Christel Busch -
Ein Gespenst geht um in Trier: Karl Marx, vor 200 Jahren am 5. Mai 1818 in Trier geboren, braust wie ein Orkan über das Städtchen an der Mosel hinweg. Allerdings nicht als Naturgewalt, sondern in Form einer Bronze-Statue. 2,3 Tonnen schwer und 4,40 Meter hoch, geschaffen von dem chinesischen Künstler Wu Weishan.
Sie ist ein Geburtstagsgeschenk der Volksrepublik China, der größten Diktatur der Welt, an die Geburtsstadt des Philosophen, Politökonomen, Journalisten und Revolutionärs Karl Marx. Sie wirbelt damit die rheinland-pfälzische Kommunalpolitik durcheinander und sorgt bundesweit für kontroverse Diskussionen innerhalb der Bevölkerung und der politischen Couleur.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -
Wieder gilt die Liebe von Wes Anderson den Vertriebenen, den politisch Verfolgten: der amerikanische Kultregisseur lehrt uns das Erinnern, während er von der Zukunft erzählt und die Gegenwart alles überschattet.
Der skurrile Humor seiner dystopischen Stop-Motion-Parabel „Isle of Dogs – Ataris Reise” ist um vieles düsterer als in der melancholisch grotesken Gaunerkomödie „The Budapest Hotel”. Trotzdem lachen wir, sind hingerissen von dem überbordenden bizarren Zauber dieses neu entdeckten Miniaturkosmos zwischen schillernden Müllhalden und fernöstlicher Kunst, Diktatur und Rebellion, Wuff und Wau. Ein Tanz auf dem Vulkan.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -
Wenn die Hansestadt Hamburg ihr Allerheiligstes für die bildende Kunst hergibt, dann nur für ein Werk der Superlative: Am 23. Mai enthüllen der taiwanische Bildhauer Kang Mu-xiang und der Deutsch-Taiwanische Freundeskreis, die Bambusrunde, auf dem Rathausmarkt „Unlimited Life“ (Nicht endendes Leben) – eine monumentale Plastik in Form eines menschlichen Embryos.
Rund 1.500 Kilo schwer und über zwei Meter groß, hat sie der Künstler aus den ausrangierten Stahlseilen geformt, die jahrelang die Fahrstühle des Taipeh 101 zogen – des einstmals höchsten Gebäudes der Welt. Als Inbegriff neuen Lebens stehen sie nun für die weltumspannende Freundschaft zwischen Deutschland und Taiwan.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -
Panta rhei – alles fließt, wussten schon die alten Griechen und das gilt auch für unsere Gestaltungskultur. Die faszinierende Schau „Flow of Forms/Forms of Flow“ im Völkerkundemuseum in Hamburg zeigt sehr eindrücklich, wie stark die Wechselwirkung zwischen afrikanischem und europäischem Design ist und wie leicht man sich bei der Annahme des „Typischen“ irrt.
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- Geschrieben von: Elise Schobeß -

Das Floß, die Abschlussproduktion der „Akademie Musiktheater heute“, fragt in der „opera stabile“ in Hamburg nach dem Phänomen der Angst als Ausgangspunkt von Utopie und Untergang.
Das große, weite Meer. Das Unbekannte, das dort draußen wartet. Schätze, die es zu suchen gilt. Oder ein Sturm, und dann: Untergang. Das Meer war immer ein Sehnsuchtsort der Menschen, romantisiert in unzähligen Geschichten und Legenden, und zugleich ein Ort epochaler Furcht.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

27. Juni 1976- deutsche und palästinensische Terroristen kapern die Air France Maschine 139 auf ihrem Flug von Tel Aviv nach Paris und erzwingen eine Landung in Entebbe, Uganda. Unter Androhung, die Passagiere nacheinander zu töten, fordern die Entführer fünf Millionen Dollar Lösegeld und die Freilassung von mehr als 50 inhaftierten Palästinensern.
José Padilha inszeniert sein kontroverses Geiseldrama „7 Tage in Entebbe” bewusst nicht als spannungsgeladenen Action-Thriller sondern als gefährliche Gratwanderung zwischen den Ideologien, nie bezieht er, der brasilianische Regisseur, selber politisch Position. Wie ein rast- und ratloser Unterhändler pendelt er zwischen Fronten und Gegnern, Fiktion und Fakten, die Perspektive auf das Geschehen wechselt ständig.
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- Geschrieben von: Christel Busch -

Die exzentrische Marchesa Luisa Casati, gehüllt in ein Ensemble aus flirrendem Schwarz, war einst die Stilikone der italienischen Gesellschaft, bevor sie verarmt in London starb. James Hamilton, 1. Duke of Hamilton, englischer Heerführer in schwedischen Diensten, wurde auf Befehl von Oliver Cromwell enthauptet, der Arzt und Lebemann Dr. Samuel Jean Pozzy von einem Patienten ermordet.
Rund vierzig, überaus opulente Porträts von Fürsten, Aristokraten und reichen Bürgern sind in der Ausstellung zu bewundern. In voller Lebensgröße! Kostbar und prächtig herausgeputzt, präsentieren sie sich dem staunenden Besucher. Hinter der glänzenden Fassade sah es allerdings anders aus, wie Zeichnungen und Drucke in weiteren Ausstellungsräumen belegen.