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Film & Kino aktuell

Film

„Silence” – Wo Judas zum Wiederholungstäter wird

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Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 02. März 2017 um 09:06 Uhr
Silence

Sein fulminantes Märtyrer-Epos „Silence” inszeniert Martin Scorsese als bildgewaltigen spirituellen Überlebenskampf, historische Sinnkrise der Westlichen Welt. Es ist der persönlichste und leidenschaftlichste Film des heute 74jährigen Regisseurs, eine Hommage an das Kino der japanischen Meister wie Kurosawa, Ōshima, Mizoguchi.
Der Ernst des Werkes ist verführerisch, unerträglich, atemberaubend. “Silence” hat etwas Unnahbares, Erdrückendes: Es geht um Glauben, Macht, Inquisition, mörderische Brutalität, Erlösung, Versuchung, Zweifel und gefährlichen Stolz, der Wahl zwischen eigenem Seelenheil und der Verantwortung für seine Mitmenschen, den Gegensatz zwischen Europa und Asien.

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Film

„Neruda” – Oder die unerträgliche Lächerlichkeit des Seins

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Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 23. Februar 2017 um 09:13 Uhr
Neruda

„Neruda”, Pablo Larraíns neuer Film, ist ein aberwitziges Wunderwerk der Kreativität: Fiktion durchkreuzt Fiktion, überrumpelt dabei die Wirklichkeit. Ein Tanz auf dem Vulkan voll burlesk sinnlicher Energie.
Der Mix aus schillerndem Neo Noir, surrealem Roadmovie, grotesker Komödie und Polit-Drama will alles sein, nur kein herkömmliches Biopic. Eher soll, so der Wunsch des Regisseurs, eine Art Roman entstehen, der auch den Protagonisten, Pablo Neruda begeistert hätte. Der berühmte chilenische Dichter und Kommunist schwärmte für Krimis.

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Film

„Fences” – Die tragische Überheblichkeit eines Verlierers

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Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 16. Februar 2017 um 10:02 Uhr
Fences

Denzel Washington inszeniert das wortgewaltige Familiendrama „Fences” als Psychogramm schwarzer Identität Ende der Fünfziger Jahre in den USA. Es ist sein dritter Film als Regisseur, für vier Oscars nominiert und schauspielerisch atemberaubend.
Troy Maxson (Denzel Washington) schweigt nie, er prahlt, poltert, provoziert. Sein Geld verdient der selbstgefällige schwadronierende Patriarch bei der Müllabfuhr. Als Afroamerikaner muss er dort immer nur die Drecksarbeit verrichten, den Truck fahren die Weißen. Er ist zutiefst verbittert, trotz Talents scheiterte seine Karriere als Baseballspieler. Für all die Enttäuschungen und Demütigungen rächt sich Troy nun an seiner Frau Rose (Viola Davis) und den beiden Söhnen.

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Film

„Elle” – Von Rache, Unterwerfung und der Komik des Schreckens

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Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 09. Februar 2017 um 09:21 Uhr
ELLE

Unwiderstehlich: Isabelle Huppert. Mit der Andeutung eines spöttischen Lächelns entlarvt sie das Ungeheuer in uns allen.
Die elegante Rape & Revenge-Phantasie inszeniert Paul Verhoeven als atemberaubenden Mix aus heiterer Farce und verstörendem Thriller. „Elle” ist provokant, raffiniert, bösartig, amüsant, ein Triumph der Kreativität. Genussvoll zerstört der 78jährige niederländische Regisseur das Subgenre des Exploitation-Films, um es neu zu erfinden für seine postfeministische Heldin.

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Film

„The Salesman” – Oder die Grenzen des Glücks

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 02. Februar 2017 um 14:28 Uhr
The Salesman

Ein Meisterwerk neorealistischer Suspense, eindringlich, verstörend, suggestiv. Thriller oder politische Parabel, der iranische Regisseur und Autor Asghar Farhadi will „The Salesman” nicht auf Genre-Definitionen reduzieren.
Jeder Zuschauer wird das metaphorisch vielschichtige Beziehungsdrama anders empfinden, abhängig von den eigenen Erfahrungen und Überzeugungen. Es geht um sexuelle Tabus, verletzte Ehre, selbstzerstörerische Rache, die Verunsicherung der Menschen in Zeiten radikalen gesellschaftlichen Wandels. „The Salesman” brach im eigenen Land alle Kassenrekorde und ist für einen Oscar als bester ausländischer Film nominiert.

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Film

„Suburra” – Das schwarze Herz von Rom

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Freitag, 27. Januar 2017 um 11:15 Uhr
suburra

Ein kompromissloser Mafia-Thriller: rasant, laut, brutal, grell, obszön, abstoßend und dann wieder von unglaublicher majestätischer Schönheit.
Stefano Sollima inszeniert „Suburra” als biblische Chronik moderner Korruption. Es ist das Jahr 2011, sieben Tage noch bis zur Apokalypse. Es regnet in Strömen, der Tiber steigt unaufhörlich. Papst Benedikt XVI will abdanken. An der Strandpromenade von Ostia sollen wie in Las Vegas Betonburgen mit Kasinos entstehen. Der Regisseur von „Gomorrha” schildert die Verflechtungen der italienischen Gesellschaft im Schatten von organisiertem Verbrechen, marodem Staat und rücksichtslosen Politikern.

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Film

„Jackie” – Zwischen Albtraum und Mythos

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Dienstag, 24. Januar 2017 um 09:30 Uhr
Jackie

Charakterstudie einer Ikone: provokant, mitreißend, schwindelerregend.
Eine Frau nachts unter der Dusche, aus ihren Haaren fließt Blut den Rücken entlang. Es ist Jacqueline Kennedy (Natalie Portman). Sie war eine First Lady wie aus dem Märchen, elegant, kultiviert, populär, voller Ambitionen. Das Weiße Haus verwandelte sich unter ihrer Regie zu einem glamourösen Ort, wo sich High Society und Künstler trafen. Doch dann fallen am 22. November 1963 in Dallas die tödlichen Schüsse auf Präsident John F. Kennedy, Jackie sitzt direkt neben ihm. Der chilenische Regisseur Pablo Larraín schildert die Tage nach dem Attentat aus ihrer Perspektive.

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Film

„La La Land” – Ein Plädoyer für uns träumende Narren

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Mittwoch, 11. Januar 2017 um 10:08 Uhr
La La Land

„La La Land” ist hinreißend, unwiderstehlich. Das nostalgische Musical zwischen Moderne und Klassik, Romantik und Realität verzaubert Journalisten wie auch Publikum. Es geht um Kunst, Karriere, Kompromisse.
US-Regisseur Damien Chazelle hat mit der bittersüßen Liebesgeschichte eine Art bonbonfarbenes Wunderwerk kreiert, mittendrin Ryan Gosling und Emma Stone. Bei den Golden Globes gewann das melancholische Großstadtmärchen sieben Auszeichnungen, so viele wie kein Film je zuvor.

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Film

„Die Taschendiebin” – Oder das groteske Ende männlicher Selbstüberschätzung

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Freitag, 30. Dezember 2016 um 10:06 Uhr
Die Taschendiebin

Erotisch, zynisch, raffiniert, ein verstörender Film, unwiderstehlich und von atemberaubender Schönheit.
In „Die Taschendiebin” sprengt der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook mit erzählerischer Virtuosität alle Genres. Love-Story, Heist-Movie, Rachethriller, Historiendrama verschmelzen zu einem bildgewaltigen lasziven Puzzle voller Intrigen aber auch Humor. Es geht um die hohe Kunst der Manipulation, um Verrat und Verführung, ein berauschender Mix der Kulturen aus Ost und West.

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Film

„Einfach das Ende der Welt”. Abschied vom Mythos Familie?

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Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 22. Dezember 2016 um 10:12 Uhr
Einfach das Ende der Welt

Ob als Wunderkind gepriesen oder Enfant terrible gefürchtet, die Journalisten vergöttern den frankokanadischen Regisseur Xavier Dolan seit seinem Leinwand-Debüt „I Killed My Mother” 2009. Doch nun reagieren manche von ihnen ungehalten, die Verfilmung von Jean-Luc Lagarces Theaterstück „Einfach das Ende der Welt” entspricht so gar nicht ihren Erwartungen.
Anders als in „Mommy” (2014) dreht sich hier alles um Sprache oder die Unmöglichkeit der Kommunikation, die Sehnsucht nach Nähe, die Furcht davor. Vielleicht aber hat die Feindseligkeit längst alle Gefühle verschlungen. Ein verstörendes suggestives Drama von fast unerträglicher Spannung, das in Cannes mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet wurde.

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Film

„Nocturnal Animals” – Rachethriller als bittere Selbsterkenntnis

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Geschrieben von: Anna Grillet - Freitag, 16. Dezember 2016 um 10:43 Uhr
Nocturnal Animals

Abgründig, intelligent, von unvergleichlicher Eleganz, brutal und subtil zugleich.
Seinen melancholischen Neo-Noir „Nocturnal Animals" versteht Tom Ford als Warnung und Plädoyer für die Treue. Das explosive packende Melodram ist voller Glut und Leidenschaft. Eine verstörende suggestive Parabel auf die heutige Gesellschaft, wo Loyalität weniger zählt als sozialer Aufstieg, Beziehungen je nach Bedarf entsorgt werden.

Der amerikanische Regisseur ist ein begnadeter Erzähler und kühler Beobachter, der virtuos, trügerisch perfekte Oberflächen zerstört, um dahinter die bedrohliche Wirklichkeit freizulegen. Dieser Film geht unter die Haut, aber nicht die Gewalt lässt unseren Atem stocken, sondern die Intensität der Gefühle, Demütigung, Angst, Liebe und vor allem Hass. Schauspielerisch grandios Jake Gyllenhaal.

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Film

„Safari” – Tötungsakt als menschliche Nähe

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Freitag, 09. Dezember 2016 um 11:28 Uhr
Safari Film

Das Geschäft mit dem Jagdtourismus boomt. Obsession oder barbarische Eitelkeit? Regisseur Ulrich Seidl will wissen, was treibt Menschen an, in Urlaub zu fahren, um Gnus oder Zebras zu erlegen. Der österreichische Provokateur tritt seinen Protagonisten wieder mit jener radikalen Aufgeschlossenheit gegenüber, die ihn zum viel gepriesenen Ausnahmekünstler machte. Die Kamera konzentriert sich auf die Jäger und nicht die gejagten Tiere. „Safari” ist ein atemberaubender vielschichtiger Dokumentarfilm mit erschreckend verstörenden Bildern, ästhetisch aufreizend komponiert. Ein Meisterwerk stilisierter Wirklichkeit.

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Film

„Marie Curie” – Das Innenleben eines Genies

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 01. Dezember 2016 um 10:51 Uhr
Marie Curie Film

Mit ihrem Film „Marie Curie” zeigt Regisseurin Marie Noëlle die legendäre Wissenschaftlerin und zweifache Nobelpreisträgerin von einer bislang unbekannten ganz privaten Seite. Entstanden ist nach langen akribischen Recherchen das vielschichtige, emotionale und frappierende Porträt einer leidenschaftlichen starken Frau. Grandios Karolina Gruszka als Marie Curie, die Schicksalsschlägen, Anfeindungen, Selbstzweifeln trotzt, für Liebe und Gerechtigkeit gleichermaßen kämpft. Sie vertritt vehement in der von Männern dominierten Welt die Überzeugung, Forschungsergebnisse müssten der Allgemeinheit zu Gute kommen, durch Patente dürfe sich keiner bereichern. Ein ästhetisch betörendes aber unsentimentales Leinwand-Epos.

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Film

„Ich, Daniel Blake” – Marktwirtschaft frisst Menschenwürde

Details
Geschrieben von: Anna Grillet - Donnerstag, 24. November 2016 um 10:09 Uhr
Ich, Daniel Blake Film

Ken Loach ist 80 Jahre alt und sein Kampfgeist ungebrochen. In „Ich, Daniel Blake” prangert der britische Regisseur den heimischen Sozialstaat an. Akribisch schildert er die Ohnmacht eines arbeitslosen kranken Tischlers gefangen zwischen brutaler Bürokratie und unerträglichen Demütigungen. Es ist der erschütterndste, vielleicht beste Film des Altmeisters.
Ein Drama kafkaesker Dimension voll zornigen Humors, es zerreißt einem fast das Herz (falls man denn eines hat, würde jemand wie Loach ironisch ergänzen). Seine BBC Produktion „Cathy Come Home” löste 1967 im Parlament eine Diskussion über Obdachlosigkeit aus, Gesetze wurden geändert. Doch ob das Schicksal des Daniel Blake heutzutage Politiker zu rühren vermag, scheint fraglich. In Cannes zeichnete die Jury unter Vorsitz von Regisseur George Miller („Mad Max”) den Film mit der Goldenen Palme aus.

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