Kultur Blog
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- Geschrieben von: Christel Busch -

„Welcome to Jerusalem" heißt die aktuelle Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin. Auf tausend Quadratmetern Ausstellungsfläche und mit rund 170 Exponaten beleuchtet sie die Geschichte der Stadt und ihrer Kultur, das multikulturelle Leben seiner heutigen Bewohner. Mediale Installationen verbinden die einzelnen Themenräume. Von der römischen Besatzung unter Herodes dem Großen, den Arabern und christlichen Kreuzrittern bis zum Osmanischen Reich und der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 war und ist Jerusalem ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -

Große fragende Augen. Ein ratloser, tieftrauriger Blick, der mitten ins Herz trifft. Mit dem gigantisch vergrößerten Selbstbildnis von Anita Rée (1885-1933) wirbt die Hamburger Kunsthalle für die erste Retrospektive der Hanseatin in ihrem Haus.
Das 1930 entstandene Gemälde kennt jeder treue Kunsthallenbesucher, vielmehr allerdings auch nicht. Deshalb ist die großangelegte Soloschau tatsächlich eine Entdeckung. 93 Jahre nach dem Freitod der Künstlerin werden hier alle Werkphasen ausgebreitet und Anita Rée – bislang nur als Lokalgröße und NS-Opfer gesehen – als eine auch national und international bedeutende Malerin gewürdigt.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Jäger werden zu Gejagten, wenn Agnieszka Holland in dem wundervoll skurrilen Öko-Epos “Die Spur” ästhetisch virtuos die Genres sprengt: Feministisch-anarchistischer Mystery-Thriller oder klassische Crime-Story? Proben die Tiere des Waldes den Aufstand?
Die 69jährie polnische Regisseurin und Drehbuchautorin versteht sich darauf, uns auf falsche Fährten zu locken. Ihre subversive Killer-Chronik mit schwarzem Humor entwickelt sich bald schon zur bildgewaltigen Allegorie der heutigen Gesellschaft und deren Verachtung für die ältere Generation.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -

Kaum zu glauben, aber am Heiligengeistfeld stand einmal eine Mühle. Und es gibt tatsächlich noch Zeitzeugen, die sich an sie erinnern. Bis zum 2. Weltkrieg stand sie dort, wo sich heute der Eingang zur U-Bahn Feldstraße befindet. Dann musste sie dem mächtigen Flakbunker weichen, der nun begrünt werden soll.
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- Geschrieben von: Klaus von Seckendorff -

Wer sich in Brooklyn in jene Gegend von Williamsburg verirrt, in der schwarz gekleidete Männer mit Schläfenlocken das Bild prägen, fühlt sich in ein osteuropäisches Schtetl zurückversetzt.
Die Gemeinde der Satmarer zählt zu den Hardlinern unter den ultraorthodoxen Gruppierungen der jüdischen Welt. Wer sich von ihnen lossagt, gilt als Verräter an Volk und Glauben. Bekommt man mit, in welcher Weise die Aussteigerin Deborah Feldman angegriffen und diffamiert wurde, könnte man meinen, ihr Debüt „Unorthodox“ sei eine gnadenlose Abrechnung. Aber ihre Schilderung einer radikalen Loslösung, die 2012 in den USA ein Megaseller war und es 2017 in Deutschland als Taschenbuch auf die Bestsellerliste Sachbuch des SPIEGEL gebracht hat, kommt ohne Denunziation aus.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Völlig aufgehen in der Welt des Malers Vincent van Gogh. Es klingt wie eine Utopie, aber die Regisseure Dorota Kobiela und Hugh Welchman lassen sie Wirklichkeit werden. Die beiden entschieden sich für die vielleicht einzig mögliche Annäherung an den Meister: durch sein eigenes Werk.
„Loving Vincent” erzählt von den letzten Monaten im Leben des niederländischen Malers und dem Geheimnis um seinen Tod. Ein visuell spektakuläres Wagnis: 125 Künstler kreierten mehr als 65.000 Einzelbilder für den ersten aus Ölgemälden erschaffenen Animationsfilm. Publikum und Kritiker waren meist hingerissen, doch einige Rezensenten sehen hier van Gogh reduziert zum Popkultur-Klischee, einer kitschigen Parodie seiner selbst.
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- Geschrieben von: Claus Friede -

Unter dem Titel „Anton Melbye – Maler des Meeres“ findet im Altonaer Museum in Hamburg eine umfangreiche Ausstellung des dänischen Künstlers statt, der vor genau 200 Jahren geboren wurde und recht jung, 1875 verstarb. Eigentlich müsste es im Untertitel heißen: „Maler des Meeres und der Küsten“, denn Melbye war ein weitgereister Mann, arbeitete an Seestücken ebenso konzentriert, wie an dokumentarartigen Schiffsbildern und Küstenstreifen, ob an dänischen Gestaden, am Bosporus, an den Ufern der Elbe und Seine und vor der afrikanischen Küste mit Blick auf die Hafenstadt Tanger.
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- Geschrieben von: Christel Busch -

Am 9. Dezember 2017 jährt sich der 300. Geburtstag von Johann Joachim Winckelmann.
Als Sohn eines armen Schuhmachermeisters 1717 in Stendal, Sachsen-Anhalt geboren, gelang ihm als Altertumsforscher eine unglaubliche Karriere. Er gilt bis heute als Stammvater der Klassischen Archäologie und der archäologischen Kunstwissenschaft. Winckelmann ließ im 18. Jahrhundert die griechische Antike wieder aufleben. Er machte deren Kunst zum Vorbild einer neuen Epoche im deutschsprachigen Raum: dem Klassizismus. Seine Ideen beeinflussten das geistige Potential der Weimarer Klassik, die deutschen Dichterfürsten Goethe, Schiller und andere Literaten. Und unserer heutiges Bild der Antike.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Jan Zabeil inszeniert sein subtiles, visuell virtuoses Familiendrama als verstörendes Survival-Epos.
Mag er eigentlich diesen kräftigen, sportlich durchtrainierten Mann an der Seite seiner Mutter? Der achtjährige Tristan (Arian Montgomery) ist innerlich zerrissen, Aaron (Alexander Fehling) bringt ihm Schwimmen bei, trägt ihn Huckepack den steilen Hang hoch, sie klimpern Abends in der abgelegenen Berghütte auf dem Harmonium, haben viel Spaß zusammen, da entsteht Nähe, Vertrautheit. Fast schaut es aus wie ein Traumurlaub, das Idyll einer Patchwork-Familie, aber dann klingelt wieder Tristans Handy, der Vater ruft von daheim an, bringt in Erinnerung, dass da ein Fremder seinen Platz eingenommen hat. Die Zuneigung schlägt um in Ablehnung.
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- Geschrieben von: Dagmar Reichardt -

Als die Pulitzer-Preisträgerin des Millenniumjahrs 2000 Jhumpa Lahiri vor zwei Jahren vom amerikanischen Ex-Präsidenten Barack Obama die "National Humanities Medal" – eine Medaille für kulturelle Meriten in den USA – vor den Augen der Weltöffentlichkeit feierlich überreicht bekam, "betrog" sie ihre Herkunftssprachen Englisch und Bengalisch schon mit einer neuen Liebe. Frucht dieser obsessiven schriftstellerischen, intellektuellen und intimen Liaison ist Lahiris pünktlich vor Weihnachten auf Deutsch erschienenes Migrationstagebuch "Mit anderen Worten" – original verfasst auf Italienisch.