Kultur Blog
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- Geschrieben von: Marion Hinz -
Die wenigen Vorteile für Kulturbühnenbesucher in Corona-Zeiten sind bekannt: Das immer gleiche Angebot wird häufiger durchbrochen von Unbekanntem, von Stücken also – sei es im Sprechtheater, in der Oper oder im Konzertsaal – die uns in „gesunden“ Zeiten kaum begegnen. Weiterer Vorteil: Das schwere Theaterschiff wird flexibler, die mitunter träge erscheinende Tradition wird zum Wagemut angestiftet. So geschehen im Theater Lübeck, das die Händel-Oper „Tolomeo“ als Lübecker Erstaufführung in italienischer Sprache präsentierte.
Damit das Premierenpublikum trotz derzeitiger Einschränkungen möglichst zahlreich im Großen Haus Platz nehmen konnte, gab es gleich zwei Premieren. Beide Aufführungen in der Inszenierung von Anthony Pilavachi unter der musikalischen Leitung von GMD Stefan Vladar wurden vom Publikum mit kräftigem Applaus bedacht. Insgesamt acht Vorstellungen sind am Theater Lübeck geplant.
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- Geschrieben von: Dagmar Reichardt -
Zunächst die gute Nachricht: Die Welt trägt nicht nur Maske – ein in COVID-19-Zeiten global als zivilisatorische Errungenschaft der Menschheit unerlässlicher Schutz für den Mund-Nasen-Bereich. Ein anderes, sehr persönliches, hygienisches Textilstück eint die Kulturen der Moderne länderübergreifend schon seit geraumer Zeit: unsere Unterwäsche. Jeder trägt sie direkt auf der Haut, hält sie aber vor der Öffentlichkeit eher verborgen. Das will die Künstlerin Ellen Korth ändern: Sie hat diese Verhältnisse umgekehrt, historische Intimwäsche fotografiert und sie mit viel Feingefühl in ihrem neuesten Buchprojekt nicht nur in Szene gesetzt, sondern in ein geradezu poetisch-faszinierendes, künstlerisches Licht getaucht.
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- Geschrieben von: Redaktion -
In einer parallelen Welt herrscht Krieg zwischen zwei benachbarten Nationen. Auf dem Rücken gewaltiger Drachen werden Schlachtschiffe getragen und ins Feld geführt.
In diesem Konflikt spielt ein Drache eine ausschlaggebende Rolle, der durch einen Vertrag gebunden auf der Seite der einen Nation kämpft und Schlachtfelder reihenweise in Schutt und Asche hinterlässt.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Natürlich ist der jetzt siebzigjährige Orhan Pamuk als der bedeutendste Vertreter der türkischen Literatur bekannt, aber auch dank des mächtigen „Istanbul“-Bandes wissen viele Leser, dass er sich mehr als nur ein wenig für Fotografie interessiert. In Lübeck werden jetzt eigene Fotos des Nobelpreisträgers vorgestellt.
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- Geschrieben von: Claus Friede -
1876 ist für Basels Musikszene ein wichtiges Jahr. An einem der ältesten Plätze der Stadt am Rhein, am Barfüsserplatz, an dem einst die Franziskaner-Mönche – im deutschen Sprachraum wegen ihres Armutsgelübdes auch „Barfüsser“ genannt – ihre Klosteranlage errichteten, ließen Basler Bürger in jenem Jahr einen großen und einen kleinen Konzertsaal im Stadtcasino vom Schweizer Architekten Johann Jakob Stehlin errichten.
Das neobarocke Konzerthaus galt akustisch anfangs als herausragendes Juwel, das vergleichbaren Musiksälen jener Zeit wie der Tonhalle Zürich, der Laeiszhalle in Hamburg, dem Concertgebouw in Amsterdam oder dem Wiener Musikverein Konkurrenz machte. Diverse Umbauten und Renovierungen über Jahrzehnte hinweg nagten jedoch am Renommee.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -
„Niemals Selten Manchmal Immer” ist die Geschichte einer Abtreibung. Oder besser die Geschichte zweier Cousinen und ihrer Freundschaft. Es geht um jene Gewalt, die wir Frauen täglich verdrängen und deren Folgen.
Eliza Hittman inszeniert das berührende Coming-of-Age-Drama als Gegenstück zu den romantischen New York Trips lebenshungriger Teenager, eine Annäherung an den Schmerz, die Einsamkeit der Jugend zwischen Enttäuschung und stiller Entschlossenheit. Die amerikanische Regisseurin registriert jede Gefühlsregung, überrascht mit einer neuen subtilen Form des Realismus, intensiv, direkt, und doch unaufdringlich, das Geheimnis der kleinen Gesten in Großaufnahme.
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- Geschrieben von: Stefan Diebitz -
Eine vielseitige und interessante Sonderausstellung zu dem deutsch-dänischen Künstler Johann Ludwig Lund macht mit einem sehr zu Unrecht vergessenen Künstler bekannt.
Das Jahr 2020 widmen die Lübecker Museen ihren „Nachbarn im Norden“, und für ein solches Motto dürfte sich kaum ein Künstler besser eignen als der dänische Maler Johann Ludwig Lund (1777-1867), der als geborener Kieler Deutsch, Dänisch und Plattdeutsch beherrschte und ein enger Freund Caspar David Friedrichs (1774-1840) war, den er 1800 für eine Weile in Dresden besuchte.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -
Fabelhafte Fresken und Holzschnitzereien, fulminanter Figurenreichtum in feinsten Farbnuancen: Das buddhistische Kloster Alchi in Ladakh (Nordindien) zählt zu den bedeutendsten und besterhaltenen Kunstschätzen Asiens.
Nun ist das „Klosterjuwel im Himalaya“ im Museum am Rothenbaum (MARKK) ausgestellt als raumumspannende, monumentale Fototapeten des Frankfurter Forschers, Autors und Fotografen Peter van Ham. Ein Ganzkörpererlebnis!
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- Geschrieben von: Frauke Hartmann -
Der Saisonauftakt am Thalia Theater war mehr als mutig, geradezu heldenhaft. Der Hunger danach, wieder analog vor Publikum zu stehen und, ja, die gefühlte Notwendigkeit des Theaters, als Spiegel und Experimentierfeld unserer Kultur und Zivilisation zu dienen, hat scheinbar Unmögliches möglich gemacht.
Thalia-Intendant Joachim Lux verkündete der Presse stolz, dass fast alle abgesagten Premieren nun nachgeholt würden. Corona zum Trotz. Ein dicht gedrängtes Programm entstand aus diesem Nachholbedarf. Mit drei der „ungespielten“ Stücke aus der abgebrochenen Spielzeit begann die Saison. So konkurrierte das Thalia schon im August mit dem Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel und brachte eine Bühnenbearbeitung des 1978 mit dem Silbernen Bären ausgezeichneten Films „Opening Night“ „von John Cassavetes zur Aufführung.
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- Geschrieben von: Claus Friede -
Die Kunst in den Zeiten der Pandemie
Was macht ein Regisseur, was macht Jan Dvořák, den ein Auftrag der Oper in Mannheim erreicht, Mozarts „Die Zauberflöte“ nicht nur in einer gekürzten Version, sondern auch unter den scharfen Regeln von Covid-19 auf die Bühne zu bringen?
Das was bei Fluggesellschaften und der Deutschen Bahn zum jetzigen Zeitpunkt die Regel ist – wenig bis kaum Abstand zum Nebenmann (-frau) – gilt noch lange nicht für Konzert-, Opern- und Kinosäle. Die Protagonisten auf der Bühne müssen singend mindestens 6 Meter Abstand halten, das Publikum kann auch nicht wie früher gewohnt, aufgereiht sitzen – am besten alle bleiben in einer Art maskierter Bewegungsstarre. Es läuft auf eine gewisse Statik heraus. Auf der Bühne zumindest solang, bis nur eine Sängerin oder ein Sänger diese für sich hat, dann kommt Bewegung ins Singspiel. Gut, dass sich die Opernmacher das System der White-Wall-Oper zunutze machen.