Kultur Blog
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -

Man muss wahrlich nicht alles gesehen haben von diesem kunterbunten, oft banalen „Kunst-Zirkus“, den András Siebold zweieinhalb Wochen auf Kampnagel veranstaltete, um zu merken, dass Rachid Ouramdanes „Tenir Le Temps“ einer der Höhepunkte des Internationalen Sommerfestivals 2016 war: Eine magische Stunde Tanz, an der man sich nicht satt sehen konnte.
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- Geschrieben von: Johannes Blum -

Die Zauberflöte von Mozart, wird gesagt, sei wahlweise: ein Meisterwerk, ein Machwerk, das wichtigste Werk der Operngeschichte; es sei ein Kinderstück, das Märchen vom Humanismus, eine aufklärerische Parabel; es sei ein kruder zusammengezwungener Zwitter aus Volksstück und Mysterienspiel, ein Spießerbrevier von zweifelhafter Erhabenheit, das Operngegenstück zu Lessings Nathan der Weise; die Zauberflöte sei frauenfeindlich, revolutionär-egalitär, staatstragend-elitär etc. etc.
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- Geschrieben von: Claus Friede -

Gleich zwei Nationalmuseen in der norwegischen Hauptstadt Oslo widmen sich einem Phänomen in den Künsten, das vor knapp 150 Jahren ganz Europa und die Geschichte der Kunst der Moderne nachhaltig beeinflusste: die japanischen Kunst.
Auch wenn sich die Ausstellung „Japanomania i Norden“ auf die nordischen Länder und Frankreich bezieht, so ist in der Zeit zwischen 1875 und 1918 der Einfluss auch auf die mitteleuropäischen Länder und England ebenso stark gewesen und kann hier stellvertretend angesehen werden. Ohne den japanischen Einfluss könnte man sich heute den Impressionismus, die Art Nouveau-Bewegung, Victorianische Mode, die Wiener Secession und den deutschen Expressionismus kaum vorstellen.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Systemkritik als hinreißendes Roadmovie: Klug, komisch, anrührend, provokant und manchmal sehr traurig.
Viggo Mortensen ist “Captain Fantastic”. Der Vater von sechs Kindern hat tief in den Wäldern des Pazifischen Nordwestens für seine Familie ein kleines autarkes Aussteiger-Paradies geschaffen. Hingebungsvoll widmet Ben Cash sich der Erziehung seiner Sprösslinge. Auf dem Lehrplan stehen nicht nur Dostojewski, Survival Training, Fremdsprachen, Theoretische Physik, Karl Marx und Martial Arts, sondern auch das Erlegen eines Hirsches mit dem Messer. Der Feind ist das Großkapital, die Zivilisation fern und spät Abends am Lagerfeuer wird zusammen Musik gemacht, ausgelassen getanzt. Die Kids bewundern und lieben ihren Dad und manchmal rebellieren sie, das hat ihnen der bärtige Weltverbesserer so beigebracht. Einzige Bedingung, der Standpunkt muss überzeugend dargelegt werden. Bei den Cashs sind christliche Religionen verpönt, sie feiern nicht Weihnachten, aber am 7. Dezember den Geburtstag von Noam Chomsky.
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- Geschrieben von: Claus Friede -

Unter diesem sehr sachlich pragmatischen Titel zeigen die „Berliner Festspiele“ im Rahmen des „European Month of Photography 2016“ im Martin-Gropius-Bau eine von Anne Morin kuratierte Ausstellung der US-amerikanischen Fotografin Berenice Abbott (1898-1991).
Die rund 80 Schwarz-Weiß-Werke, eine vergleichbar verschwindend kleine Menge aus dem Nachlass Abbotts, sind ebenso pragmatisch in den Räumen im obersten Stock präsentiert, nämlich nach Themen und Lebensstationen geordnet und aufgereiht. Einige wenige zusätzliche Dokumente, Briefe, ein Film, Bücher und Schriften vertiefen leider nur punktuell.
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- Geschrieben von: Christel Busch -

Die Galerie Borchardt in Hamburg zeigt bis zum 10. September 2016 Skulpturen, Tafelbilder und Installationen von Reiner Seliger.
Als bildkünstlerisches Material verwendet Seliger weiße oder farbige Kreide, Bruchstücke von Plexiglas und Glas, roten Backstein- und Terrakotta-Ziegel, Aluminium, Betonsteine. Aus diesen zerbrochenen Abfallprodukten formt der Künstler architektonisch anmutende Raumkörper und reliefartige Wandobjekte: Objekte von ungewöhnlicher Ästhetik und farbintensiver Präsenz.
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- Geschrieben von: Isabelle Hofmann -

Das Kampnagel Sommerfestival startete in diesem Jahr mit Oliver Dubois‘ „Auguri“ – einem philosophischen Stück über den trostlosen Zustand unserer Gesellschaft: Ein Höllenlärm, alles dunkel, die Menschen rasen aneinander vorbei und manchmal krachen sie aufeinander.
In der Ankündigung liest sich „Auguri“ allerdings etwas anders. Olivier Dubois, der französische Star-Choreograf und Tänzer, bezieht sich in seinem Stück, das auf Kampnagel seine Uraufführung erlebte, auf die römischen Auguren: „Beamte, deren Aufgabe darin bestand, den Götterwillen und die Zukunft aus dem Flug von Vögeln abzulesen. Analog zu dieser Praxis der Ornithomantie, die in vielen unterschiedlichen Kulturen Anwendung fand, macht Dubois hier die Bühne zu einem Orakel der Menschheit.“ So jedenfalls steht es im Programmheft.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -
Worte, Formulierungen, Metaphern, darum wird in „Genius” gerungen und gekämpft. Es ist ein Actionfilm besonderer Art. Etwas für Literaturfreaks.
Vor 20 Jahren stieß Drehbuchautor John Logan auf die Biographie über den legendären New Yorker Verlagslektor Max Perkins. Er war es, der Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald berühmt machte, und dann entdeckte er 1929 einen völlig unbekannten Schriftsteller, alle in der Stadt hatten dessen voluminöses, metaphorisch bombastisches Manuskript abgelehnt. Hunderte von Seiten müssen gekürzt und viele andere völlig umgeschrieben werden. „Schau heimwärts, Engel” wird zum Beststeller, Thomas Wolfe ein Star. In ästhetisch furiosen Bildern erzählt Regisseur Michael Grandage nicht nur von Freundschaft oder Erfolg sondern auch von Eifersucht, Verrat, enttäuschter Liebe, Verzweiflung, Wirtschaftskrise und der Magie des Jazz.
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- Geschrieben von: Claus Friede -

Es ist ein aufwendiges und mit zwei Jahren Vorbereitung ein vergleichbar lang entwickeltes Projekt, bei dem sich die Kölner Elektroniker „Blank & Jones“ eingebracht haben, mit dem Titel „DOM“.
Strandbars auf den Balearen, in Miami oder auf Norderney, eventuell im musealen Kontext, wären jene Orte an denen man ein derartiges Multimediaprojekt mit elektronischer Musik und Lichtinstallationen erwarten würde – nicht unbedingt im Kölner Dom, doch die Initiative kam aus dem kirchlichen Umfeld selbst.
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- Geschrieben von: Anna Grillet -

Was, wenn die Tochter plötzlich spurlos verschwindet ohne ein Wort der Erklärung, sich weigert, ihre Mutter je wiederzusehen? „Julieta” ist Pedro Almodóvars zwanzigster Film und ein überraschend ernster. Verwirrend, oft berückend schön, suggestiv, raffiniert, von bestürzender Intensität.
Der spanische Regisseur hat aus drei Kurzgeschichten der kanadischen Autorin Alice Munro, einen unkonventionellen geheimnisvollen Thriller konstruiert ganz ohne Täter oder Verbrechen. Die Protagonistin selbst ist das Rätsel und nur sie kann es lösen.